auto-portraits

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2001 - 2011

auto-portraits

Seit Februar 2001 mache ich täglich – oder zumindest jeden zweiten Tag – mit einer Polaroidkamera ein Selbstportrait. Die SX70 landcamera wird ca. 40 cm vors Gesicht gehalten und ohne jede Kontrolle (Licht, Ausschnitt…) abgedrückt. Die Polaroids – auch defekte, unter- und überbelichtete - werden während des Entwickelns beschrieben – teils im Sinne einer écriture automatique, teils sind es theoretische autoreflexiveTextfragmente.
Alle Bilder werden datiert, signiert – später wird auch die Uhrzeit des Entstehens angegeben, selten durch Ortsangaben ergänzt.

Meine Kamera begleitete mich auf Reisen, Wanderungen und sogar in die Klinik. Die Entstehungsorte oder das jeweilige Umfeld sind nicht erkennbar. Die Bilder scheinen der Wirklichkeit entrückt, befinden sich in einem schwebenden Irgendwo, zeit- und ortlos – nur die schriftlichen Angaben ermöglichen eine zeitliche, manchmal auch eine örtliche Einordnung.

Dank ihrer technischen Zurüstung, der besonderen Beschaffenheit ihres Aufnahmeprinzips sowie der spezifischen Eigenschaften ihres Bildsystems, das nach Betätigung des Auslösers in der Kamera gestartet wird, realisiert sich die Instantfotografie selbsttätig ohne Eingreifen von außen. Die Bilder wirken extrem künstlich. Zwar beseitigt die Sofortbildfotografie nicht das Wesentliche der Fotografie, die ontologische Durchdringung von Modell und Abbild, doch sie verwischt durch ihre charakteristische Farbgestaltung – Farben in naturgetreuer SX70 Qualität (Werbung von Polaroid) -, die nach eigenen, im chemischen Vorgang verankerten Gesetzmäßigkeiten erfolgt, die Bezüge zur sichtbaren Wirklichkeit. Diese antinaturalistischen Tendenzen lassen die auto-portraits – verstärkt durch die Schreibspuren – nicht zu Abbildern sondern eher zu täglichen Abdrücken werden